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... reisend...

Meine Shiva Reise ins Mutterland Indien

Mittlerweile bin ich seit einem guten Monat zurück von meiner transformierenden Reise durch Indien und habe erst jetzt das Gefühl, dass ich darüber schreiben möchte bzw. kann! Zu Hause und in meinem Herzen satt und genährt angekommen, hat das Leben sofort meine volle Präsenz und mein „Dasein“ gefordert. Auf einer tieferen Ebene geht die Reise in einer ungeahnten Intensität weiter...

Schichten für Schichten werden durchwandert, abgetragen, Schleier gelüftet. Zeit für Transformation, Altes, mir nicht mehr Dienliches endlich hinter mir zu lassen und mich von neuem in meiner vollen Kraft zu gebären. Als ich meine Absicht für meine Shiva Reise setzte, habe ich mich bewusst dafür entschieden, mich zu den „cremation grounds“ – Begräbnisstätten meines Bewusstseins zu begeben und die transformative Kraft des Shiva zu erfahren …und Shiva, der Zerstörer aller Illusionen, lässt nichts „anbrennen“ ;-), in einer Heftigkeit nach Shiva-Manier leistet er ganze Arbeit auf unterschiedlichsten Ebenen… Es geht um Präsenz, Bewusstheit, Wahrhaftigkeit – satya und Freiheit.

Reisen zu können bedeutet für mich absolute Freiheit. Die Freiheit, die Wahl zu haben. Für eine bestimmte Zeit ganz in meinem Rhythmus zu SEIN, den Augenblick zu leben und nur für mich zu wählen, wie ich weitergehen, mich nähren und mit wem ich im Moment meine Zeit verbringen möchte. Ich liebe es mit mir alleine zu sein, in dieser Stille meiner inneren Stimme zu lauschen, die Verbindung mit allem um mich herum zu spüren und zu verschmelzen.

Sobald ich meinen Rucksack mit den wenigen Dingen, die ich wirklich „brauche“, geschultert habe, egal wohin mich mein Weg „im Außen“ führt, mache ich mich bewusst auf den Weg zu der Person, die mir täglich aus dem Spiegel entgegenblickt und mir manchmal am weitesten entfernt scheint… Auf die Reise zu mir selbst, meinem wahren Sein und meiner Urnatur.

Meine fünfwöchige Shiva Reise durch Indien spiegelte alle Facetten des Lebens wider und führte mich von der Südspitze des Landes und der Küste Keralas über Bangalore nach Varanasi – das Herz Indiens an Mutter Ganges. Von dort fuhr ich mit der "Indian Railway" weiter über Agra nach Haridwar, der heiligen Stadt im Norden an den Ausläufern meiner geliebten Berge des Himalaya.

Eine Intention für meine Reise nach Südindien war, an einen vertrauten Platz, in den Amritapuri Ashram, zurückzukehren und Amma zu „besuchen“. Ich hatte das Glück, dass sie zu dieser Zeit noch für zwei Tage „Darshan“ gab. Ihre Umarmung empfand ich als Umarmung mit meinem inneren Kind und er-innerte und berührte mich zutiefst. Als sie mich an ihre Brust drückte und immer wieder wiederholte: „my darling child, my darling child“, erinnerte mich das an den gleichnamigen Song von Sinead O`Connor! DAS Lied, das mich mit meinen drei Kindern verbindet. UNSER Lied! Viele Jahre sang ich es ihnen vor, während ich mit ihnen im Bauch tanzte oder sie als Babys in den Schlaf wiegte. Es ist Ausdruck für diese unbeschreibliche, tiefe und bedingungslose Liebe. Diesmal wurde es für mich „gesungen“ und erinnerte mich an meine Liebe zu mir selbst! Was für ein "Blessing"… danke, danke, danke!

Insgesamt zwei Wochen verbrachte ich mit meiner Lehrerin Shiva Rea und einer großen Yoga Mala von Prana-Vinyasa-Yogi-ni-s aus der ganzen Welt. In Kerala genossen wir ein Ayurveda-Retreat und Yoga-Teacher Training. In einem Tempel in Thiruvananthapuram wurden wir in Kalarippayat, einer traditionellen südindischen Kampfkunst, initiert und praktizierten dort jeden Morgen. Zu Sonnenauf- und -untergang zelebrierten wir Pujas und bereiteten uns auf Maha Shivaratri in Varanasi – der Stadt Shivas – vor. Das Luxus-Retreat-Center war für mich wohl die größte "Herausforderung" auf der gesamten Reise und ich übte mich im Annehmen dieser Fülle! ..."be where you are"...

Am Ende unseres intensiven Retreats strömten wir alle zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedliche Richtungen auseinander. Nach einer durchreisten Nacht sah ich einige meiner Yogi-ni Sisters and Brothers am Flughafen von Bangalore wieder, um uns auf verschiedenen Flügen und Zwischenstopps wieder zu "verlieren" und in Varanasi wiederzusehen. Für manche war es der Abschied von der Gruppe bzw. von Indien. Vielleicht treffen wir uns irgendwann bei einem Training von Shiva wieder, irgendwo auf diesem Planeten. Auf einer anderen Ebene werden wir jedoch alle miteinander im Herzen verbunden bleiben... diesen "Flow" liebe ich am Reisen so sehr!!! In tiefer Dankbarkeit für jede einzelne Begegnung auf meinem Weg, die mein Leben in ihrer ganz besonderen Art und Weise verändert... :-)

In Varanasi konnte ich einen nie zuvor verspürten Frieden mit der Vergänglichkeit im Zyklus von Werden und Vergehen fühlen. Dieser Ort lässt Leben und Tod in unglaublicher Harmonie, Schönheit und Natürlichkeit nebeneinander existieren und der ewige Kreislauf lässt sich als großes Ganzes wahrnehmen. In derselben „Szene“ des Lebens werden in bunte Tücher gehüllte leblose Körper zu den Verbrennungsghats getragen und auf riesen Scheiterhaufen verbrannt, daneben spielen Kinder und Ziegenbabys werden geboren.

In der dunkelsten Nacht vor Neumond feierten wir Maha Shivratri – die große Nacht Shivas. Die Hochzeit von Shiva und Shakti, die Vereinigung der individuellen Seele mit der universellen Seele. Es ist die Nacht des erwachenden Bewusstseins und die Geburt des Tandava - der Tanz der Schöpfung und Ursprung aller transformierenden Yogapraktiken. Die dunklen Tage und Nächte davor stehen im Zeichen von Tod, Absterben und Auflösung, um dem transformierenden Feuer der Wiedergeburt den Raum zu öffnen.
Gemeinsam fasteten wir und durchwachten die Nacht bei der Drupad Mela, dem fünftägigen vedischen Musikfesival, das zeitgleich in Varanasi stattfand. Am nächsten und unserem letzten gemeinsamen Tag zelebrierten wir mit tollen Musikern wie Arjun Baba den 50. Geburtstag unserer Lehrerin Shiva und unsere eigene Wiedergeburt!

Nach diesen wunder-baren und intensiven zwei Wochen mit dem Yogi-ni-Tribe freute ich mich, wieder in meinem eigenen „Flow“ zurück auf Indiens „Strassen“ bzw. „Railways“ zu sein… und heißen Masala Chai in der Sleeper Class zu schlürfen... :-)

Kurzfristig beschlossen setzte ich meine Reise über Agra mit einem Besuch des Taj Mahal fort. Durch einen Tipp von einer Yogini-Schwester wurde ich spontan wieder einmal nach Haridwar geführt - das Ziel meiner allerersten Indien-Reise. Die heiligen Städte am Ganges ließen mich auch diesmal nicht mehr los… Im „Santosh Puri Ashram“ fand ich für meine letzten zehn Indien-Tage ein „Zuhause“, erfuhr "kleine Wunder" und auf tiefster Ebene „Santosha“ – Zufriedenheit!

Neben meiner "daily routine" wie die Feuerzeremonie um 4 Uhr morgens, das Bad in Ganga Mata zu Sonnenaufgang, Yoga, Meditation und Karma Yoga genoss ich die wunderbaren „Lectures“ und Begegnungen. …und einige tolle Satsangs bei Mooji und Sri Prem Baba im nahegelegenen Rishikesh – dort war das jährliche internationale Yogafestival im Gange.

Die Essenz: „Be where you are“!!! Dies sollte auch zum Mantra meiner Reise werden… die noch immer weitergeht…

Der Abschied von Indien endete mit einer großen Überraschung! Eine „Delegation“ der „Kanasugi English Boarding School“ – unserem "Yoga for the World"-Projekt – reiste extra 14 Stunden mit dem Bus aus Nepal an, um mich am Indira Gandhi Airport zu verabschieden und sich für die Unterstützung zu bedanken. Ich wurde mit Blumengirlanden und traditionellen Begrüßungsschals, den Kathas, begrüßt und mit Malas in unterschiedlichen Größen und Schals beschenkt (die ich als Yogalehrerin brauche, wie sie meinten ;-)). Nachdem die Hindus gerade Holi, das indische Frühlingsfest der Farben, feierten, verpassten sie mir mit rotem Farbpulver (der Farbe Nepals) noch ein Holi-Gesicht. Jeder freie Platz in meinem Gepäck wurde mit Geschenken ausgefüllt, die sie für meine Familie und die Erlebnisschule, der Partnerschule in Mödling, mitbrachten. Zum Glück war „Air India“ sehr kulant mit meinem großen Übergepäck! Dhanyavad von Herzen!!!

…und so kehrte ich auf allen Ebenen reich beschenkt und bunt geschmückt nach Hause zu meinen Liebsten zurück…

Ich bin unendlich dankbar von ihnen die Unterstützung zu bekommen und sehe es als großes Geschenk, besonders als Frau und Mutter, meine Reisen unternehmen zu können. Ich empfinde es als eine Art inneres „Tuning“, das mich mein Leben wieder echter und unverschleierter wahrnehmen lässt. Diese Feinstimmung macht mich wacher für meine eigenen Bedürfnisse, die meiner Familie, meiner Mitmenschen und Umwelt und gibt mir das Vertrauen, meinem Leben in meiner vollen Präsenz und Kraft zu dienen.

So viele Frauen auf der ganzen Welt kämpfen nach wie vor um ihre Rechte und ihre Freiheit, so wie es unsere Ahninnen in unserem Land für uns getan haben. Wir leben in einer Zeit, die es uns ermöglicht zu reisen, einen Blick "über den eigenen Tellerrand" zu werfen und unsere ur-eigenen und wahrhaftigen Schritte zu tun.

Meine lieben Yogini-Schwestern: nutzt Eure Freiheit… ;-)!!!

Om namah shivayah!